Viel erzählt und nichts gesagt

Bei den Berufsimkertagen freue ich mich stets auf den samstäglichen Schlussvortrag, wenn ein Kollege seinen Betrieb vorstellt. Dieses Jahr sprach ein Imker, der in einem kleinen Ort zwischen Frankfurt/M. und Mainz arbeitet.  Leider waren viele Bilder seiner Präsentation unscharf und so war auch seine Rede.

Normalerweise bekommt man bei einer Firmenpräsentation einen sogen. Betriebsspiegel vorgestellt: Völkerzahl, produzierte Honigmenge, Sorten, Cash-Cows, Absatzwege, regionale Besonderheiten, Kundenstruktur – eben lauter Angaben, die es den Zuhörern ermöglichen, ihren eigenen Betrieb mit dem des Kollegen zu vergleichen und eine Antwort auf die Frage zu finden: warum macht er das so und nicht anders? Darüber schwieg der Referent aber beharrlich und reagierte auch auf Nachfrage nicht.

Doch es gab auch einige interessante Einsichten.  Der Kollege und seine Frau machen wirklich alles selbst. Sie gießen in großem Stil Kerzen selbst und stellen sich wochenlang persönlich auf Weihnachtsmärkte und jede Woche auf den Mainzer Markt auf dem Domplatz und in den eigenen Hofladen. Ist das wirklich effektiv, wenn man – meine Schätzung – ca. 600-800 Völker bewirtschaftet? Sollten Unternehmer nicht lieber mehr an ihrem Unternehmen arbeiten als nur in ihm? Das jedenfalls ist die große Frage nach diesem Vortrag.

4 Reaktionen zu “Viel erzählt und nichts gesagt”

  1. Mindelsee

    Eine harsche Gießkannenkritik, die viele andere so nicht teilen.

    Übrigens war der letzte Vortrag von Herrn Wallner Sonntag Abend, die Betriebsvorstellungen sind immer Samstag abend. Leider sind ihnen auch einige inhaltliche Fehler unterlaufen!

    Gruß

    Imkerei Mindelsee

  2. Mindelsee

    übrigens, der DBIB-Vorstand sucht regelmäßig Vortragende für die Betriebsvorstellungen. Möchten Sie sich nicht für 2010 bei Herrn Koch melden?

    Imkerei Mindelsee

  3. blog

    Lieber Kollege Mindelsee,

    wenn Herr Koch mich für den Berufsimkertag 2010 als Referenten haben möchte, komme ich sehr gerne. Ich bringe dann auch Zahlen und Fakten mit, denn das hat mir heuer gefehlt.

    Viele Grüße aus Berlin
    mwk

  4. letreo

    Meine Wahrnehmung war die, dass Herr Schemel sich doch sehr unvorbereitet lässig hinters Rednerpult gesetzt hat. Die Erwartungshaltung von Teilnehmern an einem Berufimkertag sind andere, als sie zur Betriebsbesichtigung angereiste Bustouristen haben.
    Mittlerweile gelöste Probleme, wie
    – nicht brennende Kerzendochte,
    – falsches Wachs für Kerzenherstellung,
    – Völker von der Raps- in die Robinientracht bringen und
    dabei Rapshonig mit weit unter 18% Wassergehalt zu ernten – ohne
    nachträgliche Trocknung,
    anzusprechen ohne die Lösung zu nennen, wirkt nur prahlerisch.

    Kompetent antworten, hätte man auf folgende Fragen können:
    * Welche Betriebsmittel, sind bei dieser Betriebsgröße wirklich effektiv einsetzbar? Vielleicht sogar Kosten-Nutzen-Analyse.
    * Welche Honigverarbeitungs- und Bienenbehandlungsmethoden haben sich als geeignet herausgestellt?
    * Wo können FÖJ-ler eine wirkliche Hilfe sein?
    * Welches Vertriebsmodell funktioniert für seinen Betrieb – Direktvertrieb, Handelsvertreter und die Vermarktung über Shops und Vertriebspartner, Internetshop – zu wieviel Prozent jeweils?

    Herr Schemel mit seiner Expertise und Erfahrung ist der teuerste Mann der Firma, für Ihn bleibt nachzurechnen, ob Kerzenziehen und Standbetreuung betriebswirtschaftlich die richtige Arbeit für Ihn ist.

    Was ich gut fand, war:
    * der Tipp, Honig mit Konsistenzvermerk anzubieten – manche Kunden mögen eben auch knochenharten Honig.
    * die Beschreibung der Honigernte mit Luftstrom und Auffangkasten.

    -micha

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