Von lustlosen Bienen
Wer sich mit wesensgemäßer Imkerei beschäftigt, soll sich ja intensiv mit den Vorträgen von Steiner auseinandersetzen. Ich bin an mehreren Stellen über Aussagen wie diese gestolpert: „Die einzelnen Bienen verzichten so vielfach auf die Liebe und entwickeln die Liebe im ganzen Bienenstock.“
Irgendwo habe ich das schon mal bei anderen Autoren gelesen. Vielleicht bei Otto Weininger? Der hat 1903 ein Buch über „Geschlecht und Charakter“ geschrieben. Es war ein Bestseller mit über 80 Auflagen. Ein Kulturhistoriker – Hermann Glaser – hat es sinngemäß als deutsche Variante der victorianischen Verklemmtheit beschrieben.
Ich schaue dann in der Steiner-Biographie von Helmut Zander nach, ob Weiniger im Stichwortverzeichnis steht. Nein. Als nächstes ist die online verfügbaren Gesamtausgabe von Steiner dran und tatsächlich: Da gibt es einige Vorträge über die „geniale Natur“ Weinigers.
Später finde ich ähnliche Vorstellungen bei Sigmund Freud in „Massenpsychologie und Ich-Analyse“.

Die Neuauflage des Klassikers zeigt ein Bild der Artemis. Ihren Umhang zieren unter anderem Bienen. Die sind hier abgeschnitten.