Thierse-Debatte erreicht uns

Die Wurzeln unserer Imkerei liegen in Bietigheim (Württemberg). Daher war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis mich heute jemand nach meiner Meinung zur Thierse-Äußerung über die angeblich integrationsunwilligen Schwaben befragt. Typisch Prenzlauer Berg – hier in Köpenick hält man sich mit solchen Äußerungen zurück. Man sitzt im Glashaus, denn eines der Köpenicker Großunternehmen, die Deutschen Linoleum-Werke (heute Armstrong – Deutsche Linoleumwerke) ist vor einigen Jahrzehnten mit Mann und Maus nach Bietigheim in Schwaben umgezogen. Die Migranten aus dem Norden haben gleich einen eigenen Stadtteil begründet, der sinnigerweise „Köpenick“ genannt wird. Das Bietigheimer Köpenick wird aber wie  „Köppenick“ ausgesprochen und nicht so wie hier „Kööpenick“. Jedenfalls wimmelte es fortan in der Kleinstadt nur so von Berlinern.

Wir sind in umgekehrter Richtung gezogen und integrieren durch unser Diversity-Management inzwischen Menschen unterschiedlichster Herkünfte. Der CPO kommt aus den Rheinland, die CFO aus Südniedersachsen und der CEO aus Württemberg. Wer in unserer Kantine essen möchte (Praktikanten aufgepasst!), der muss sich darauf einstellen, dass es mindestens einmal die Woche frische Spätzle gibt. Auch unsere Corporate Language ist von Schwäbizismen durchsetzt. Wir sprechen z. B. vom „Häs“. Das ist die Kurzfassung von „Schaffhäs“ und meint in unserem Fall die komplette Imkerschutzbekleidung bestehend aus Schleier, Imkerbluse, Arbeitshose, Arbeitsstiefeln und Handschuhen. Der Plural lautet „Häser“. Gut, dass Thierse nicht bis nach Köpenick kommt. Er würde verzweifeln.

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