Der Popularisierer Rudolf Steiner
Zum 100. Todestag von Rudolf Steiner verwiesen eigentliche alle Autorinnen und Autoren darauf, dass er immer noch populär sei. Die Anthroposophie-Praxisfelder florierten. Abgesehen davon, dass Wesensgemäße Imkerei hier nicht vorkommt, hat sich indes niemand mit Steiner als Popularisierer beschäftigt.
Wie Gerstung, Bölsche und Langbehn gehörte Steiner zu jenen Autoren, welche die Lebensphilosophie und die Evolutionslehre verständlich und erlebbar machen wollten und damit riesigen Erfolg hatten. So heißt z. B ein Sammelband mit den Reden Steiners über das Werden des Alls im Untertitel „Populärer Okkultismus“. Kurt Tucholsky nannte Steiner nach dem Besuch eines seiner Vorträge, den „Jesus Christus des kleinen Mannes“. Ihm gelinge es, mit Inhalten aus „zweiter Hand“, dass „ganze Nationen diesem Zauber erliegen“. Ein anderer zeitgenössischer Publizist, Christian Bry (1892-1926), verglich ihn mit einer damals beliebten Bestsellerautorin.
Mit zeitlichem Abstand hat der Politikwissenschafter Kurt Sontheimer das Popularisierungs-Phänomen als „Vulgarisierung der Lebensphilosophie“ beschrieben. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler schrieb von „Vulgärphilosophien“. Auch wenn sich die Beurteilungen nicht in jedem Fall wohlwollend lesen, herrscht doch Einigkeit darüber, dass es Steiner und den anderen gelungen ist, populär zu sein.

„Anthroposophie ist großartig“ – der Popularisierer Steiner bleibt beliebt, wie hier in einem Kommentar zur Ausstellung im Stuttgarter Stadtmuseum im März 2025 zu lesen.