Wie der Februar 2012 wird uns auch der März 2013 noch lange im imkerlichen Gedächtnis bleiben. Er war je nach Vergleichszeitraum 3,5 bis 4°C zu kalt. Für die Bienen als wärmeliebende Insekten ist das nicht gut.
Es widerspricht dem, was uns Klimaforscher noch vor wenigen Jahren gesagt haben. Überhaupt scheint auf diese Leute nicht viel Verlass zu sein. In meinen Kindheitstagen waren wir angeblich auf dem Weg in eine neue Eiszeit. Dann kam die 180°-Wende zur Erderwärmung. Brandenburg werde versteppen, der Winter ausfallen und der Sommer brütend heiß. Nun ist wieder alles anders. Mein Eindruck: Die wissen’s selber nicht.
Wer aber die ältere Imkerliteratur gelesen hat, der weiß von solchen Märzen. Die zwischen 1812 und 1821 waren durchweg zu kalt, 1924 und 1929 genauso. Die Bienenvölker, die diese Winter nicht überlebten, waren aber nicht am „Bienensterben“, an der Varroa oder an PSM gestorben sondern schlicht an Futterabriss.
In einem normalen Frühjahr wären wir jetzt viel bei den Bienen. Heuer ist es anders. Doch die Frage, womit wir den Tag herumbringen, stellt sich nicht. Es lässt sich immer etwas noch besser machen. Heute sind die Kunstschwarm-Kistchen dran. Als Bienentränken befinden sich darin Kunststoff-Trinkflaschen. Damit die Bienen nicht ersaufen, sind Schaumstoffkrümel und Strohhalme drin. Das hat 2012 allerdings nur leidlich funktioniert. Manche Biene ließ darin ihr Leben.
Daher hat unser Praktikant heute mittels Varroagitters Steighilfen für die Bienen gebaut. Das passgenau zugeschnittene Varroagitter wird auf einen Besenstiel gepinnt und mit Heißkleber zusammengeklebt. Ist der Kleber hart, wird der Gittertubus vom Besenstil gezogen und in den Flaschenhals gesteckt. So können die Bienen gut raus und reinklettern. Außerdem ist die Sache hygienischer.
Podiumsdiskussion nach der DVD-Premiere von „More than honey“ in Berlin-Nikolassee. Ein Zuhörer fragt, ob die Forschung an der Freien Universität Berlin noch für die Imkerei eine Rolle spiele.
Generell sind Imker, die sich für ihre Passion/Profession interessieren, gut beraten, auch die Ergebnisse der Forschung zur Kenntnis zu nehmen. In unserer Gegend gibt es Bienenforscher an der Universität und an den universitätsnahen Instituten. Das ist ein feiner Unterschied.
An der Universität wird eher Grundlagenforschung betrieben. Bekannt sind z. B. die Studien von Prof. Randolf Menzel zur Neurobiologie der Honigbiene und zum Orientierungsverhalten unsere Lieblingstiere.
Am Länderinstitut für Bienenkunde wird eher praxisbezogen geforscht, z. B. über die Unterschiede zwischen Stadt- und Landhonigen oder über die sublethale Wirkung von bestimmten Neonics.
Beides ist wichtig. Alles, was dem Verständnis unserer Bienen und deren Lebensraum dient, ist wünschenswerte Forschung und spielt für uns eine Rolle.
Bei Imkerverein Köpenick sitzt heute eine ratlose Herrenrunde zusammen. Die große, im Raum schwebende Frage lautet: „Was tun angesichts der Kälte?“ Der Wetterbericht sagt zwar stoisch, dass es in 10 Tagen mit dem Frühling Ernst wird, doch das Wetter kann nur 3 Tage seriös vorausgesagt werden. Ab 5 Tagen beginnt das Reich der Wetterphantasie.
Ein erfahrener Kollege meint, er stelle in einer solchen Situation einfach eine Leerzarge unter die Zarge, in der die Bienen sitzen. Das verhindere, dass sie vom hellen Schnee ins Verderben gelockt würden. Ich gehöre mehr zu den Imkern die sagen: „Warten bis die Wetterphantasie zur Wirklichkeit wird.“
Seit die E-Mails des Imkerverbandes Berlin bei mir landen, kommen hier ganz wunderliche Wünsche an. So sucht jemand jetzt (-5 °C, 10 cm Schnee) einen Bienenschwarm zum Besiedeln seiner Bienenkiste. Smoker und Zubehör kauft er am Samstag und dann möchte er loslegen.
Hier sind einige Tipps zum Thema vom Blogleser Kevin:
Hier ein Paar Tipps für sich verirrende bzw. neue Bienenkisten-Imker…
Beratung (im Netz):
Die Google-Gruppe „Bienenkiste-Freunde“:
<https://groups.google.com/forum/#!forum/bienenkiste-freunde>
Mögliche Schwarm-Quellen:
1) Die Schwarmbörse (wenn man Glück hat) <http://www.schwarmboerse.de/> (Wenn man Glück hat)
2) ein sympathischer Imkerverein in dem man Mitglied möchte
3) engagierte Profi-Imker wie Du oder Dr. Melanie von Orlow
Wer die „neue Imkerszene“ kennen lernen will, muss am Imkerstammtisch in Kreuzberg teilnehmen. Gleich zu Beginn drückt mir eine Kollegin vom Imkerverein Tempelhof ein sehr kluges Diskussionspapier in die Hand, das beschreibt, was hier anders als in den herkömmlichen Imkervereinen ist:
„Bei der […] neuen Imkerszene handelt es sich um Menschen aus bestimmten gesellschaftlichen Milieus (hedonistisch, experimentell, umweltbewegt, liberal-intelektuell) während die Akteure in den Vereinen sich genau auf der gegenliegenden Seite der Gesellschaft befinden (traditionell, konservativ, bürgerliche Mitte). […] Die neue Imkerszene imkert zum Teil sehr experimentell ohne das nötige Fach- und Erfahrungswissen der Alt-Imker, wie es in den Vereinen garantiert ist, hinter sich zu haben.“
Die Herausforderung dabei ist, das wird an dem interessanten Abend ganz deutlich, der „neuen Imkerszene“ nicht ihre Bienenkisten auszureden, sondern sie für Varroa-Behandlung, Faulbrutprophylaxe und Schwarmverhinderung zu sensibilisieren. Als die Diskussionsleiterin das Thema „Wabenerneuerung“ anspricht, schaut sie in lauter große Augen, die sagen: Nie gehört, nie gesehen, nie gemacht.
Jetzt war es lange genug kalt. Heute klettert das Thermometer auf über 10 °C und die Bienen starten wieder in den Berliner Vorfrühling. Sie fliegen so gut wie alle. Wenn jetzt nicht noch die Polarpeitsche kommt oder die Frühjahrsschwindsucht, sieht es mit der Überwinterung gut aus. Die Bienen reinigen sich.
Unterdessen flattert bei unserer Nachbarin hinter der Garage Bettwäsche im Frühlingswind. Das gibt bestimmt ein lustiges Muster. Noch grüßt sie den Imker.
Die Bioland-Imkertagung in Würzburg lohnt sich nicht nur wegen des interessanten Programms sondern auch wegen der vielen tollen Begegnungen.
Das Marketing-Seminar fällt aus, weil der Referent, der über regionale Vermarktung (allerdings beim Wein) hätte reden sollen, erkrankt ist. Ersatz sei nicht gefunden worden. Mir wären da sofort Alternativen eingefallen: „Honigland“ aus NRW und „Berliner Bärengold“.
Besonders interessant war diese Jahr die Betriebsvorstellung der Schlossimkerei Tonndorf. Betriebsleiter Michael Grolm macht deutlich, dass er nicht nur Honig sondern auch Erlebnis, ein alternatives Lebensmodell und Mittelalterfeeling verkauft. Das alles hat seinen Preis und so können vier Leute mit Anhang von 150 Völkern leben.
Eine Überraschung ist Imker-Europa-Präsident Walter Häfeker. Ich hatte den immer als Haudrauf wahrgenommen, doch bei seinen Äußerungen zur Imkereipolitik zeigt er, dass er auch die feinen grauen Töne kennt und nicht nur imkerliche Lichtgestalten und bäuerliche Finsterlinge.
Sympathisch und engagiert kommt der nicht mehr ganz so neu gewählte Bioland-Präsident Jan Plagge rüber.
Vor 3 Wochen kommt eine telefonische Bestellung aus Göppingen über ein Probegläschen Buchweizenhonig rein. So schnell wie wir das verschickt haben, zahlt der Kunde aber nicht. Also schreibe ich heute eine Mahnung. Gerade so als habe es der Besteller geahnt, ruft er heute an und zeigt sich verwundert darüber, dass er für ein Probierglas bezahlen soll. Dabei stehen in unserem Shop die Preise für die Probiergläser von 125g ganz genau drin.
Wie kann überhaupt jemand darauf kommen, dass wir Honiggläser verschenken würden? Das scheint eine neue Masche von Schnorrern zu sein, denn in den letzten Wochen haben wir mehrfach E-Mails erhalten, wir möchten doch bitte Gratis-Honigproben verschicken. Ich verweise dann immer auf unseren Shop. Da hat dann aber keiner eingekauft. Das zeigt, dass es den „Bestellern“ nur darum geht, etwas umsonst zu bekommen.
Seit 15 Jahren kenne ich den Imkereifachhandel Jesse in der Torstraße. Aber so, wie ich ihn heute gesehen habe, kannte ich ihn noch nicht. Das Geschäft wurde kräftig relaunched. Keine Normbeuten-Ersatzteile, keine VEB-Chemikalien, kein Dederon – alles weg! Kollegen hatten schon berichtet, dass ein neuer Umgangston herrsche. Ausgesucht freundlich gehe es jetzt dort zu. Stimmt.
Anfang des Jahres hatte ich mal dezent darauf hingewiesen, dass die Ortsbeschreibung „Torstraße (ehem. Wilhelm-Pieck-Straße)“ doch nicht mehr ganz zeitgemäß sei. Daheim schaue ich gleich ins Internet. Auch hier hat sich etwas getan. Der Hinweis ist weg. Stattdessen wird auf die Nähe zum Alexanderplatz geworben. Sinus AB2 ist Vergangenheit.
Wie wichtig regionale Lebensmittel für sein Lokal Vivaldi im 5-Sterne Schlosshotel Grunewald sind, erläutert Küchenchef Volker Fuhrwerk in diesem kurzen Video. Besonders gut gefallen mir der Satz über die Produzenten dieser Lebensmittel und der Filmabschnitt über meinen Bienenstand im Hotelgarten.
An der Johann-Gottfried-Herder-Oberschule in Königs-Wusterhausen gibt es eine ganz erstaunliche, sogenannte „Bienenerlebniswelt“. Heute hatte ich die Gelegenheit im Rahmen der Multiplikatorenschulung des Länderinstituts für Bienenkunde, diese imkereipädagogische Einrichtung kennen zu lernen. Unter der Leitung der Lehrerin Britta Härter wurde ein Garten angelegt und ein Klassenzimmer eingerichtet, in denen Kinder das Leben im Bienenvolk hautnah erleben können. Das fängt beim Klassenzimmer an. Die Wände sind wie Bienenwaben angelegt und zeigen Brut in allen Stadien. Die Kinder sitzen dazwischen an wabenförmigen Tischchen. Das Klassenzimmer ist vollgestopft mit Modellen und Lehrmaterial rund um die Biene. Vieles davon sind Einzelanfertigungen. Im Garten gibt es eine Seilbahn mit der Kinder über eine Blütenwiese fliegen können. Vor dem Start bekommen Sie Körbchen an die Waden geschnallt, um darin den Pollen sammeln zu können. Das ist alles sehr aufwändig, schön und eindrucksvoll.
Tisch, Stühle, Wände, Vitrinen - in der Bienenerlebniswelt in KW ist alles auf Kinder und Bienen eingestellt.
Vor zwei Jahren sind wir in den Leipziger Auenwald gewandert, weil dort im Frühjahr der Bärlauch blüht und Lauchgewächse gut honigen. Der Honig roch kräftig nach Knoblauch und schmeckte im Abgang auch zwiebelig. Der Renner war er nicht, weil die meisten Kunden Knoblauch und Honig im Kopf nicht zusammenbekamen. Die Vorstellung behagte offensichtlich nicht.
Nun haben wir den Honig im Honiglabor in Hohen Neuendorf untersuchen lassen. Das überraschenden Ergebnis: Allium-Pollen (Lauch-Typ) waren gerade mal zu 0,4 % drin. Dafür aber jede Menge anderer Kräuter. Leitpollen ist Vergissmeinnicht, dann folgt der unvermeidliche Raps als Begleitpollen und schließlich eine lange Liste von Bäumen und Kräutern, von denen ich z.T. gar nicht wusste, dass es sie gibt, wie z. B. Waldwachtelweizen.
Den Geruch hat der Honig wohl angenommen, weil es zur Bärlauchblüte im Wald durchdringend nach Knoblauch riecht und Honig ja leicht Fremdgerüche annimmt. Nur eines ist nicht drin: Pferdefleisch.
Für mich ist es nicht immer angenehm, 47 Jahre alt zu sein, ein Mann und Imker. So wie z. B. heute auf dem Parkplatz eines Lebensmittelmarktes in Mahlsdorf nach dem Verlassen meines Lieferwagens. Da hält ein älterer Wagen japanischer Bauart mit einem noch älteren Fahrer neben mir. Zusammen sind beide schätzungsweise etwas über 80 Jahre alt. Der Fahrzeuglenker fährt die Scheibe an der Fahrertür herunter und fragt:
„Sie sind Imker?“
Ich: „Ja.“
Er: „Haben Sie viele Bienen?“
Ich: „Ja schon.“
Er: „Imker wäre ich auch gern. Drei Bienen würden mir aber schon reichen.“
Wie gesagt: Es ist nicht immer angenehm, 47 Jahre alt zu sein, ein Mann und Imker.
Nach einem im Imkerkreisen kursieren Mythos sollen Wachsmotten nur bebrütete Waben befallen. Unzweifelhaft ist, dass sich die kleinen Schädlinge voller Gier über Pollenvorräte hermachen und bebrütete Waben in schwarze Krümel verwandeln.
Doch wie ich heute beim Wickeln von Kerzen entdecken muss, schmecken ihnen auch Mittelwände. Und das so gut, dass sie sich durch das Einwickelpapier fressen. Wieder einmal hat sich ein Mythos als falsch erwiesen.
Es wurmt die Mittelwand, dass sie wie Schweizer Käse aussieht.