Klaus Weber, der Künstler der Bienenkot-Bilder ruft an, um sich für die Weihnachtsgrüße zu bedanken. Offensichtlich ist die noch bis zum 17.01.2010 laufende Ausstellung in London ein großer Erfolg. Meine Bienen müssen nachliefern. Nach der langen Kälte dürfte das kein Problem sein.
Listungsgespräch mit einem Lebensmittelfilialisten. Wie zu erwarten, kommt das Gespräch irgendwann auf das Thema Rabatte. Die sind im LEH leider üblich: Staffelrabatte, Jahresrabatte und Sonderrabatte für Jubiläen. Und dann gibt’s noch „Regalgebühren“ genannte Rabatte, um überhaupt als Hersteller gelistet zu werden.
Wir lehnen Rabatte ab. Hier sind die Gründe:
Rabatte sind Gift für die Rendite. Angenommen, wir verkaufen einem Händler ein Glas Honig für 4 Euro. Daran verdienen wir 2 Euro. Geben wir dem Händler nun einen Rabatt von 25 %. Dann bekommmen wir für’s Glas nur noch 3 Euro. Wir verdienen noch 1 Euro daran und müssen die doppelte Menge Honig verkaufen, um die gleiche Rendite zu erzielen. Um die 25 % Rabatt auszugleichen, müssten wir also 200 % mehr verkaufen!
Rabatte machen alles komplizierter. Wenn ich einen Listenpreis habe, dann gilt der für alle. Das ist einfach. Habe ich aber eine Liste und für jeden Kunden bei jeder Sorte einen eigenen Rabattbetrag wird das unglaublich kompliziert.
Rabatte stiften Unfrieden. Auch Händler reden untereinander und wehe sie stellen dabei fest, dass jeder andere Prozente bekommt! Dann feilschen die in Zukunft mit mir und ich muss erläutern, warum wer welche Rabatte bekommt. Und eine Erklärung brauche ich, denn ich kann ja keinem Händler sagen: Hättest Du eben mal besser verhandelt.
Darum ist es schon gut, wenn alle zum gleichen Einkaufspreis ihren Honig bei mir beziehen.
Seit Silvester liege ich mit einer schweren Grippe im Bett. Endlich komme ich einmal dazu, alte Zeitungen durchzulesen und erfahre so, wie die Ausscheidungen meiner Bienen in Geld umgemünzt werden. Im Kunstmarkt der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 11. Dezember wird ausführlich über eine Ausstellung in der Londoner Galerie Herald St berichtet:
„Am anderen Ende der Stadt, im East End, wo viele jüngere Galerien angesiedelt sind, zeigt die Herald St den 1967 geborenen, deutschen Künstler Klaus Weber – und seine Bienenbilder: Es sind Ergebnisse eines bioästhetischen Experiments. Wenn Honigbienen im Frühjahr den Bienenstock zum ersten Mal wieder verlassen, entledigen sie sich bei ihrem Flug der angesammelten Verdauungsabfälle. Weber verteilte weiß grundierte Leinwände im Garten eines Berliner Bienenzüchters, auf Staffeleien und an Hecken gelehnt und ließ dem – unwissentlich – kreativen Prozess der Bienen seinen Lauf. Das Ergebnis sind spärlich braungelb besprenkelte Gemälde, die der Künstler auf hohen Staffeleien präsentiert. Und schon beim Betreten der Galerie fällt noch etwas ins Auge: In dem vollständig schwarz ausgemalten Raum von Herald St leuchten staubig weiße Fußspuren, die die Besucher auf dem Boden hinterlassen haben. Sie wurden, den Bienen gleich, von Weber für seine Spuren-Experimente – nun aber natürlich wissentlich – eingespannt. (Bis 17. Januar 2010.)“
Wahrscheinlich bin ich der einzige Imker weit und breit, der aus Sch…. Gold macht.
Während wir hier dafür sorgen, dass in Berlin nicht der Honignotstand ausbricht, können sich die lieben Kollegen in fernen Ländern im Schnee vergnügen. Dann schicken Sie uns, den Daheimgebliebenen, imkerliche Grüße aus der Ferne. z. B. dieses Bienenbild, das wir gleich als kubistisch erkannten, aus einem unbekannten Südtiroler Bergdorf.
Diese kubistische Bienen in Südtirol trotzen Eis und Schnee.
In früheren Jahren kam immer am Nachmittag des Heilig Abends ein Junge und hat Baumkerzen aus Bienenwachs mitgenommen. Dieses Jahr war er nicht da. Stattdessen kaufte ein Kunde kurz vor 14.00 Uhr noch einige Glas Honig. Last Minute-Geschenke. Dann kehrte endlich Ruhe ein. Frohe Weihnachten!
Klaus Weber, der Künstler der im vergangenen Winter Leinwände an unserem Bienenstand aufgestellt hatte und dem die Kleckse, die beim Reinigungsflug entstande, so gut gefielen, hat uns einen Bildband geschickt. Er heißt Bee Works (ISBN 978-3-86560-701-0) und enthält Fotos der Bienenkunstwerke und unseres Bienenstandes in Berlin-Kaulsdorf im tiefsten Winter und während des Reinigungsflugs.
In dem Band findet sich noch ein weiteres Kunstwerk und zwar das lebensgroße Standbild des schottischen Moralphilosophen und Ökonomen Adam Smith. Er stützt sich auf einen Bienenkorb als Symbol für den Wohlstand, der eine Folge tugendhaften Fleißes ist. In einer Aktion wurde eine gekäfigte Königin dem großen Volkwirt um den Hals gehängt, und die abgefegten Bienen eines Bienenvolkes sammelten sich dann auf dem Denkmal. Sie überzogen es mit einem Pelz aus Bienen wie auf dieser in dem Buch abgebildeten Skizze zu erkennen ist.
Aktionskunst mit der Botschaft, dass Fleiß die Voraussetzung für Wohlstand ist.
Vor Jahren sind wir einmal mit dem Umzugsunternehmen Walter Mosebach umgezogen. Seither schickte uns Herr Mosebach jedes Jahr einen netten Weihnachtsbrief mit einem Foto des Weihnachtsbaums aus seiner Wohnstube und einigen Neuigkeiten aus seiner Firma.
Die Idee hat uns so gut gefallen, dass wir nun auch jedes Jahr eine Karte mit einem privaten und imkerlichen Weihnachtsmotiv an unsere Kunden schicken. Dazu schreiben wir einige Zeilen, was uns im Umgang mit diesem Kunden am meisten im vergangenen Jahr in Erinnerung geblieben ist, z. B. ein Verkostungsaktion oder der Besuch in einem neuen Ladengeschäft.
Heuer haben wir ein Motiv von unserer Weihnachtskrippe verschickt. Die stammt von Prof. Karl Kuolt, einem in München ausgebildeten Holzbildhauer.
Händler aufgepasst: Weihnachtspost vom Imker liegt im Briefkasten.
Auf der Eurotier, der großen Agrarmesse in Hannover, gibt es zahlreiche Stände, die vom Aschen- bis zum Zahnputzbecher alles anbieten, was der seinen Tieren zugeneigte Schweinemäster oder Milchbauer im privaten Haushalt benötigt. So eine Rundumversorgung mit Nützlichem im gestreiften Bienendesign gibt es in Donaueschingen und Soltau nicht. Da müssen sich Imker schon etwas mehr Mühe geben. Fündig werden aber auch sie. So wie ich bei einem Antiquitätenhändler in Hamburg im Fall dieser Puddingform.
Daran erfreut sich nicht nur der Imker, sondern auch die zahlreichen Imkerkinder im heimatlichen Berlin sind begeistert, wenn es Sahnepudding aus der Bienenkorb-Form gibt.
Der Antiquitätenhändler meint, die Form stamme aus England. Viel wichtiger ist doch, aus welcher Form der Pudding stammt.
Eigentlich sollte unsere Imkerei nur einige Beuten als Ausstattungsgegenstände für einen Hollywoodfilm liefern, doch dann wurden gleich unsere Bienen gecastet. Heute war der 1. Drehtag. Ort war ein Gewächshaus im Botanischen Garten der Universität Potsdam. Gestern hatten wir 4 Völker aus dem Garten in unsere Imkerei transportiert, damit sie sich langsam wieder an wärmere Temperaturen gewöhnen. Heute früh um 6.30 Uhr wurde aufgeladen. Dann fuhren wir nach Potsdam.
Insgesamt drehte der Regisseur Jaume Collet-Serra für den Film „Unknown, White / Male“ 4 Szenen. Wir mit unseren Bienen waren zum Schluss dran. Ein Schreiner der Babelsberger Filmstudios hatte einen tollen gläsernen Bienenkasten gebaut. Dorthinein setzte ich eines der 4 Bienenvölker um. Der Requisiteur stand daneben und schaute sich jede Wabe genau an. Sie sollte nicht zu hell sein und schon etwas Propolis-Patina angesetzt haben.
Dann hieß es warten. Das zu können, scheint die Haupttugend der Filmschaffenden zu sein. Rund 70 bis 80 Leute waren für die 4 Szenen im Einsatz. Inzwischen wurden die Bienen immer munterer und fanden bald auch einen Ausgang am Deckel. Dann wurde es kurz etwas hektisch, weil ein Handwerker die Ritzen verstopfen musste.
Am Set waren die Bienen ganz brav. Sie standen auf einem alten Tisch mit allerlei entomologischen Geräten. Eines davon war eine große Doppellupe. Die gefiel dem Regisseur nicht. Nach dreimaligem Drehen der Szene brach er den Drehtag ab. Nun kommen meine Bienen in einigen Wochen oder Monaten noch einmal zum Einsatz.
Wespennester zur Adventszeit kommen für gewöhnlich aus dem Backofen als leckeres Weihnachtsgebäck. Heute indes haben wir eines am Dachgebälk der Turmhaube unsererer Imkerei entdeckt. Freihängend, gemuschelt, hellbraun-ockerfarben? Das ist das Nest der Gewöhnlichen Wespe! Wespen sind keine mehr drin, weil die Gewöhnliche Wespe einen Lebenszyklus von April bis Oktober hat. Als frisch ausgebildeter Wespenumsiedler wissen wir das nun alles.
Gewöhnliche Wespen fanden in unserer Imkerei Unterschlupf. Jetzt erst wurde das Nest entdeckt.
Die Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim schickt uns heute das Ergebnis einer Honiganalyse für meinen Akazienhonig der Ernte 2009. Vorneweg: Der Honig ist ohne Beanstandungen und erfüllt die für Bioland-Honig notwendigen Qualitätskriterien.
Bei genauererer Betrachtung des Ergebnisses fallen doch Besonderheiten auf. Für die Analyse wurden auch Pollen ausgezählt. 62,8% der Pollen stammen vom Raps. Zu den seltenen Pollen zählt Robinie (15% bis 3% Anteil). Ist mein Robinienhonig doch eher ein Rapshonig? Anruf im Honiglabor. Dort heißt es, dass Robinienpollen immer stark unterrepräsentiert seien und mein Honig aufgrund der Sensorik (Geschmack) eindeutig als Robinienhonig identifiziert wurde. So heißt es in dem Gutachten: „Wir empfehlen die Bezeichnung ‚Robinienhonig‘ oder ‚Akazie'“
Noch etwas ist bemerkenswert: Obwohl der Honig durchs Melitherm-Gerät gelaufen ist, heißt es: „Wärmeschäden wurden nicht festgestellt“. Das bedeutet: die Verflüssigung im Melitherm schädigt den Honig wirklich nicht. Das Gerät ist daher auch von Bioland zugelassen.
Bei Kunstschaffenden steht unsere Imkerei offensichtlich hoch in der Gunst. Heute kam ein Architekt aus Ottawa vorbei, der sich Bienenwaben besorgte. Damit will er die Kunstsprache von Josef Beuys in die Architektur übertragen. Der Düsseldorfer Künster habe viel mit Wachs gearbeitet (obwohl er mehr für Fettecken bekannt ist). Geplant sei ein Gebäude in Berlin-Moabit. Eine Fassadenseite solle eine Wabenstruktur erhalten. Für das Modell braucht der Architekt die Waben.
Sollte das Bauwerk errichtet werden, hätte das eine gewisse Ironie. In keinen Stadtbezirk liefern wir nämlich so wenig Honig wie nach Moabit. Und ausgerechnet da würde ein Haus entstehen, für das die Waben aus unserer Imkerei Vorbild waren. So ein Bauwerk hätte eher Köpenick oder Steglitz verdient.
Unser Imkerauto ist wieder beschriftet. Den ganzen Sommer sind wir neutral durch Berlin gefahren, nun erkennt man uns wieder. Auch das Bioland-Logo wurde untergebracht sowie ein Hinweis auf unseren neuen Service, die Umsiedlung von Wespen und Hornissen. Insgesamt gefällt es mir gut, nur die Bildmarke hätte größer sein können.
Die Beschriftung des Imkerautos ist unsere beste Werbung. Das war in der Vergangenheit so und ist hoffentlich auch künftig so.
Ich treffe einen unserer Imkerschüler vom vergangenen Sommer. Stolz erzählt er: „Ich habe mir schon Beuten gekauft und im kommenden Frühjahr kaufe ich mir Völker. “ Welche Beute er denn nun habe, will ich wissen. „Ausziehbeuten! Die waren ganz preiswert.“
Begreift man die Entwicklung der heutigen modernen Magazinbeute evolutionär, dann ist die Ausziehbeute ein Mittelding zwischen Hinterbehandlungsbeute und Magazin. Also so eine Art Lurch – nicht mehr Fisch aber auch noch nicht Schnitzel. Um das mühevolle Herausziehen der Waben mit der Zange zu erleichtern, können die Waben auf Schienen herausgezogen und wie Magazine von oben behandelt werden. Dann werden sie in den Kasten zurückgeschoben. Ehemalige Nutzer erinnern sich mit Grausen an dieses System: Durch Feuchtigkeit verrosten die Schienen. Ständig klemmen sie. Die Bienen kitten den Mechanismus zu. Wildbau zwischen den Oberträgern und den Deckbrettchen im Brutraum verhindert, dass der Schlitten ausgezogen werden kann. Dann musste der Imker doch die Zange nehmen und Rähmchen ziehen.
Wer aus der Geschichte nichts lernt, muss sie noch mal erleben.
Bei jedem Neujahrsempfang jubelt unsere Bezirksbürgermeisterin, wie gut sich Treptow-Köpenick entwickelt. Junge Familien mit Kindern und Geld ziehen in den Berliner Südosten. Schon ist von Köpenick als dem „Zehlendorf des Ostens“ die Rede. Gentrifizierung nennt sich das auf soziologisch.
Heute hatte ich einen Weihnachtsmarktstand in einer Privatschule und da traf ich die Neuköpenicker. Lauter LOHAS, die auf Nachhaltigkeit und Gesundheit achten. Also genau die Zielgruppe meiner Imkerei. Und tatsächlich hat sie auch gekauft wie die Zehlendorfer. Vor allem die seltenen Sorten gingen gut. Es muss wohl was dran sein an den Worten unserer Bürgermeisterin.