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Wie Nicht-Imker „More than honey“ sehen

7. November 2012

Die Dokumentation „More than honey“ hatte heute Premiere in Berlin. Das geladene Publikum wurde in zwei Gruppen aufgeteilt, wie vorab jemand vom Verleih erklärt. Im einen Saal sitzen die Imker, im anderen das übrige Publikum. Der Grund dieser Trennung ist aber nicht nur die begrenzte Kapazität der Kinosäle, wie in der anschließenden Diskussion mit dem Regisseur Markus Imhoof und einem Vertreter des Naturschutzbundes BUND deutlich wird.

Man kann den Film nämlich auch anders sehen, als dies Imker tun. Diese schwärmen von den tollen Aufnahmen aus dem Bienenstock. Sie erleben gebannt mit, wie eine Königin schlüpft, wie die Bienen tanzen oder eine Felsspalte besiedeln. Jene anderen aber betrachten den Film eher als ein Pamphlet in Zelluloid.  Der Film bedient sie auch entsprechend: Es gibt die Figur des bösen amerikanischen Kapitalisten, der seine Bienen ausbeutet und des naturbelassenen Almöhis mit Rauschebart, der mit einer alten Rasse arbeitet. Außerdem war früher alles besser. Da durfte Imhoofs Opa ganzheitlich Obstbauer, Imker und Konservenfabrikant in einer Person sein. Als die Globalisierung mit der Eisenbahn einzog war damit Schluss und Opa Imhoof pleite.

Doch so einfach ist es nicht. Das macht Regisseur Markus Imhoof in der Diskussion deutlich: „Auch John Miller liebt seine ‚dancing ladies‘.“ Der Almöhi verliert ebenfalls seine Bienen und Imhoofs Opa hätte heute auch mit Milben zu kämpfen. Mein Rat: Unbedingt anschauen!

Wir haben den Film "More than honey" gemacht. Rechts neben dem Mikromann: Markus Imhoof, der Regisseur.

Bienen sind jetzt winterfest

3. November 2012

Heute nehmen wir die Futtereimer von den Heidevölkern herunter. Damit sind die Arbeiten an den Bienen in diesem Jahr – abgesehen von der Oxalsäurebehandlung im Dezember – abgeschlossen. Nun überlassen wir die Bienen sich selbst. Die Ex-Heidevölker sitzen durchweg auf 7 bis 8 Waben. Sie machen einen sehr guten Eindruck. Das war nicht immer so. Insofern bin ich guter Hoffnung, dass sie dieses Jahr gut durch den Winter kommen.

Das Abräumen der Futterkübel ist immer etwas traurig, denn nun heißt es vorerst Abschied zu nehmen von den Bienen.

Wiesbaden im Wabenhonig-Fieber

29. Oktober 2012

Ein Besuch in Donaueschingen lohnt sich schon allein wegen der vielen Imkerkollegen, die man schon soo lange nicht mehr gesehen hat, wie z. B. jenes Imkerpaar aus Wiesbaden, das dieses Jahr einen Versuch mit Wabenhonig unternommen hat und innerhalb eines halben Tages über 200 Portionen verkauft hat. In Berlin  ist Wabenhonig in der Hauptsache bei Migrationshintergründlern gefragt. Doch in Wiesbaden sei das anders, versichern sie. Da frage der deutsche Mittelstand dieses Produkt nach und zahle auch einen guten Preis dafür, nämlich 20 €/kg.

Ein Leser meines Imkerblogs aus dem schwäbischen Unterland berichtet mir von der Überwinterung seiner Miniplus-Beuten: Immer vier auf eine Palette ganz eng („phäb“)  stellen und 3 bis 4 Zargen hoch. Dann bilden die Bienen durch die Beutenwände hindurch eine Wintertraube. Das gibt mir Stoff zum Nachdenken über eine wärmere Überwinterung als der heute propagierten Freiaufstellung.

Donaueschingen ohne Yvonne

29. Oktober 2012

Die Imkermesse in Donaueschingen ist der bedeutendste Branchentreff im Jahr. Dieses Jahr fehlten mir die „großen“ Neuigkeiten. Überhaupt war nach meiner Beobachtung weniger los. Ich hatte gehofft, mehr Transport- und Hebetechnik zu sehen, doch außer Jackels Pick Up Car und dem Api-Lift war gab’s nichts. Insbesondere hatte ich mir gewünscht, einmal der von Dr. Radke aus Hohenneuendorf so hochgelobten Wanderkarre Yvonne zu begegnen. Doch Yvonne war nicht da.

Roland Weber, Gera, zeigte eine interessante Weiterentwicklungen der Logar-Schleudern. Sie haben jetzt einen zum Abfluss abgeschrägten Boden. Da muss die Schleuder nicht mehr gekippt werden, damit der Honig komplett rausläuft. Die Bergwinkel-Werkstätten zeigten eine Top-Bar-Hive mit seitlichen Fluglöchern. Meine hat das Flugloch an der Stirnseite.

Die Top-Bar-Hive der Bergwinkler Werkstätten fliegen die Bienen traufseitig an.

Oxalsäure im Honig schädlich?

24. Oktober 2012

Eine Dame ruft an und fragt, womit ich meine Waben konserviere.  Schließlich stellt sich heraus, dass sie wissen will, womit ich gegen Milben behandle. Meine Antwort: Ameisen-, Milch- und Oxalsäure. Das war keine gute Antwort. Ich bekomme sofort zu hören, wie gefährlich Oxalsäure in Lebensmitteln sei. Gallensteine und Knochenschwund bekäme man davon. Mein Hinweis, dass Oxalsäure im Honig auch natürlicherweise drin sei und überhaupt in vielen pflanzlichen Lebensmitteln (allen voran Rhabarber) bringt sie erst richtig in Fahrt. Das sei ganz furchtbar, dass nicht vor dem Verzehr solcher Lebensmittel gewarnt werde und nichts drauf stehe. Auch meine nächste Entgegnung, dass schließlich die Menge das Gift mache, bringt nur noch mehr Aufregung. Gerade bei einer Bio-Imkerei erwarte sie, dass der Honig keine Oxalsäure enthalte. Ich meine dann noch, dass ich mir nicht vorstellen könne, dass Oxalsäure wirklich so schädlich für den Menschen sei, sonst gebe es ja keine Zulassung dafür.

Auch das überzeugt sie nicht und so verweise ich sie an das Länderinstitut für Bienenkunde. Die wissen das sicher besser. Ich bin schließlich kein Pharmakologe. In einer Studie zum Thema heißt es übrigens: „Die mit Oxalsäure behandelten Völker hatten im Durchschnitt einen geringeren Gehalt an Oxalsäure im Honig als die unbehandelten Völker. Eine Belastung des Honigs durch die Oxalsäure-Verdampfung kommt also nicht in Betracht.“ Der Beitrag steht hier.

Immer im falschen Moment da

18. Oktober 2012

Normalerweise liefern wir Freitags aus, doch wegen anderer Termine fahren wir schon heute mit einem vollbeladenen Lieferwagen unsere Ware aus – und erleben, wo wir auch hinkommen, gestresste Köche und Hotelangestellte.

  • In der 1. Küche ist der Chefkoch nicht da, ebenso der Souchef. Der 3. Koch muss gerade 500 Essen rausschicken und hat „vorne noch 2 Restaurantkritiker sitzen“, wie er sagt.
  • In der 2. Küche steckt der Küchenchef bis zu den Ellbogen in einem Gemisch aus Eiern und Mehl. Er macht Spätzle.
  • Im 3. Betrieb kommen wir auch nicht weiter, weil der Geschäftsführer gerade mit der Eigentümerin des Hotels einen Rundgang macht.

An Freitagen ist es immer fiel entspannter.

Am Ku’damm gibt’s alles außer Schnürsenkel

18. Oktober 2012

Die Berliner sind ja mächtig stolz auf ihren Kurfürstendamm. Links Geschäfte, rechts Geschäfte und dazwischen Schuhgeschäfte. Beste Voraussetzungen also, um dort neue Schuhnestel für die Imkerstiefel zu kaufen. Die sind nämlich nach einer Saison heftiger Beanspruchung schon recht dünn. Also hinein in den Laden und nach Schnürsenkeln gefragt. „Haben wir nicht!“. Im zweiten Schuhgeschäft:  „Gibt’s hier nicht“. Kollege Lars meint, wir sollten mal zu „dm“ gehen und bei der Schuhcreme schauen. Auch da werden wir nicht fündig. Eine Angestellte meint: „Gibt’s im Schuhgeschäft“. Wir berichten das Erlebte. Sie meint:  „Das sind aber schlechte Schuhgeschäfte“. Also noch ein Anlauf. Den bremsen wir ab, weil im Schaufenster Stiefel für 600 € stehen. Dafür könnten wir 10 Paar Imkerstiefel kaufen. Und dann endlich, in Laden Nummer fünf: Die Verkäuferin bückt sich, öffnet einen Schrank und dann hat sie sie in der Hand: Schuhbändel, 150 cm lang! „Mephisto“ heißt der Laden – falls mal jemand am Ku’damm ein Schuhband reißen sollte. Da gibt’s Ersatz.

Görlitzer informieren sich über Stadtimkerei

12. Oktober 2012

Görlitz fragt sich: „Was sucht ein Imker in der Großstadt?“ Auf Einladung des Naturkundemuseums gebe ich heute in zwei Vorträgen Auskunft – zum einen vor 120 Studierenden der Kinderakademie und zum anderen vor dem Imkerverein Görlitz. Dazu zeige ich viele Bilder und 2 Filme, die einen lebendigen Eindruck von der Arbeit des Großstadtimkers geben. Der Vorsitzende des Imkerverein Görlitz berichtet, dass sein Verein zu den besten Zeiten 800 und zu den schlechtesten 18 Mitglieder hatte. Im 130. Jahr der Vereinsgründung nimmt heute die Imkerei auch an der Neiße wieder zu. Wie in Berlin sind es Frauen und Junge, die nachdrängen.

Im Anschluss an den Vortrag gehen wir noch gemeinsam in ein schlesisches Spezialitätenrestaurant und tauschen Imkerliches aus.

Was Imker in der Großstadt zu suchen haben - in Görlitz weiß man das jetzt.

Bienen-Themenfenster in Friedrichshagen

11. Oktober 2012

Wer sich mit Schauwerbung beschäftigt, der kennt unterschiedliche Schaufensterarten. Es gibt z. B. das Themenfenster, das Saisonfenster oder das Ramschfenster. Ein Themenfenster zum Thema Imkerei kann zurzeit in der Böschestraße im Köpenicker Ortsteil Friedrichshagen besichtigt werden. Schauwerbung muss nicht aufwändig sein. Es wird zum Hingucker durch eine gute Idee und etwas Liebe.

Doch es geht auch einfacher. Dazu muss man einfach nur aus jeder Warengruppe, die es im Geschäft gibt, einige Produkte ins Fenster stellen und schon ist es fertig! Unter Apothekern sind diese sogenannten „Ramschfenster“ weit verbreitet.

Ist das nicht süß? Wer sein Geschäft liebt, gibt sich etwas Mühe bei der Gestaltung seiner Schauwerbung.

Propolis rettet Leben

10. Oktober 2012

Heute haben wir in unserer Imkerei jemanden so richtig von Herzen glücklich gemacht. Ein Angehöriger der Kundin hatte sie beauftragt, Propolislösung zu besorgen. Das sei das einzige, was ihm angesichts seiner Krankheit noch helfen könne. Sie nannte mir die Namen der Imker, bei denen sie vergeblich nachfragte. Darunter war auch der Kollege, den treue Leser meines Blogs schon als denjenigen kennengelernt haben, der 85%ige Ameisensäure zu kaufen versuchte. Erst in Köpenick wurde die Tempelhoferin fündig und versicherte mir so sehr ihre Dankbarkeit, dass ich halb beschämt, halb gerührt war.

Beitrag missverstanden

8. Oktober 2012

Vor Jahren wollte eine Redaktion, in der ich arbeitete, einmal einen Zeitschriftenbeitrag über einen Händler schreiben. Dieser erwarb Ballen von alten Stoffen aus Geschäftsauflösungen und verkaufte diese in seinem Laden. Er hatte damit großen Erfolg. Er fragte, warum wir über sein Geschäft schreiben wollten und wir erklärten ihm, dass er im Trend liege und zählen auf, was er er alles richtig mache: Retro, Make-your-own, LOHA-Fokussierung. Er indes fühlte sich auf den Arm genommen und verhöhnt.

Genau das hat sich bei meiner kleinen Analyse des Imkereifachhandels Jesse wiederholt. Ich hatte von 3 Strategien geschrieben, die mir aufgefallen sind (Key-Accouting, Zielgruppen-Wording und partielle Sinus AB2-Fokussierung). Ich hatte vermutet, dass dahinter wohl keine ausgeklügelten Marketing-Strategien stehen. Es werde trotzdem instinktiv vieles einfach richtig gemacht. Und das sei das Bewundernswerte, was dieses Fachgeschäft auszeichne. Wie schon der Stoffhändler, wollten sie davon aber nichts wissen. Die Geschichte über den Stoffhandel ist nie erschienen und den Beitrag „So funktioniert der Imkereifachhandel Jesse“ habe ich auf Wunsch der Inhaberin wieder aus dem Netz genommen.

Schubkarre mit Prothese

29. September 2012

Heute besuche ich einen Imkerkollegen bei Ansbach. Während er einen Kaffee kocht, darf ich mich in seiner Imkerei umschauen und entdecke diese geflickte Schubkarre mit Holzbein. Sie ist dort zusammen mit nicht behinderten Maschinen und Geräten im Einsatz als hätte sie ihre Beine noch wie früher. Inklusion nennt man das jetzt.

Gerade wegen ihres Holzbeins wird diese Schubkarre in ihrer Individualität von meinem Imkerkollegen akzeptiert.

Interesse an Imkerkursen bleibt hoch

24. September 2012

Seit einer Woche stehen die Termine für die Imkerkurse 2013 im Internet. Zusammen mit den Anmeldungen, die ohne Kenntnisse der genauen Termine erfolgte (sogenannte „Blind Dates“), ist inzwischen rechnerisch schon ein Kurs ausgebucht. Die Kurse beginnen erst wieder in Frühjahr auch wenn es immer wieder Interessenten gibt, die meinen, sie könnten vielleicht noch im Herbst mit der Imkerei anfangen.

Heide honigte sehr gut

14. September 2012

Heute holten wir unsere Bienen aus der Heide zurück und stellten allein schon am Gewicht der Beuten fest, dass die Heide sehr gut honigte. Ob wir bei den geernteten Honigmengen an die Ernte von 2009 herankommen, wird sich zeigen. Der Heidehonig war auch dringend fällig, denn ich füllte vor 2 Wochen den letzten Hobbock ab.

Erschütterndes Artefakt im Rücklauf

8. September 2012

Ein erschütterndes und verstörendes Artefakt auswärtiger Honigverkaufskultur finde ich heute in einer Tüte mit Rücklaufgläser, die mir einer meiner Kunden in die Hand gedrückt hat.

Erschütternd, weil sich hier jemand von der Gestaltung des DIB-Etiketts hat inspirieren lassen. Dabei sollte doch bekannt sein, dass jeder Imker, der sich einer Gliederung des Deutschen Imkerbundes anschließt, einen Honiglehrgang besucht und die abschließende Prüfung besteht, das Einheitsglas des Deutschen Imkerbundes nutzen kann.

Verstörend, weil auf dem Glas noch das Preisetikett klebt: 3 €! Nun hat natürlich in einer Marktwirtschaft jeder das Recht der freien Preisgestaltung. Indes geht vom Preis auch eine Botschaft aus. Imker, die den qualitativ hochwertigen Echten Deutschen Honig der Sorte „Sommerblüte“ verkaufen, verlangten 2011 im Direktverkauf durchschnittlich 4,10 €/500g. In Brandenburg lag der Durchschnittspreis bei 3,77 €. Wer auch immer im Museum für die Preispolitik zuständig ist, hat offensichtlich den Eindruck, dass dieser Honig nur 3 € Wert ist.

Nehmen wir an, das Museum kalkuliert wie die meisten Wiederverkäufer mit dem Faktor 1,5 bis 1,7, dann hat der Erzeuger 2 € bis 1,80 € netto für dieses Glas erhalten. Rechnen wir weiter: 40 Cent gehen für Glas und Etikett ab. Weitere 40 Cent sind als Winterfutter-Anteil abzuziehen. Es bleibt rund 1 Euro/Glas übrig. Davon müssen noch alle weiteren Kosten gedeckt werden: Von der eingesetzten Energie über Verbrauchsmaterial (Rähmchen, Draht etc.), geringwertige Wirtschaftsgüter bis hin zu den Abschreibungen für Beuten und Maschinen. Jetzt kann sich jeder überlegen, ob das wohl funktionieren kann.

Traurig.